Die klassische Methode - neben der Anwendung mathematischer Theorien - im Ingenieurbereich Probleme zu lösen heißt: Teilen und Herrschen. Große Probleme werden in kleinere unterteilt, und mit der Lösung der kleinen Probleme wird das große Problem gelöst.
Diese Methode ist sehr erfolgreich, birgt aber auch eigene Gefahren in sich. Zum Beispiel kann es beim Unterteilen zu Schnittstellenproblemen kommen, etwa durch unzureichende Kommunikation. So wird das Teilen selbst eine Ursache von Problemen.
Relativ einfach sind Probleme zu lösen, wenn es eine passende Theorie gibt oder man Modelle für die zu lösenden Situationen hat. Aber es gibt viele Probleme, deren Theorie wir nicht kennen oder für die die Menschheit noch keine Erfahrung hat aufbauen können.
Der Zusammenbruch des Kommunismus z.B. hat ganz neue Probleme geschaffen. Zum Beispiel, wie wandelt man kollektives Eigentum wieder in Privateigentum um? Oder wie strukturiert man die marode Wirtschaft in eine funktionierende um? Inzwischen gibt es dazu interessante Erkenntnisse: Die Staaten, die radikal vorgegangen sind, schnitten besser ab, als jene, die einen sanfteren übergang einschlugen! Das war so nicht unbedingt zu erwarten.
Im wissenschaftlichen Bereich ist die Delphi - Methode beliebt. Sie besteht aus dem Aussenden von Fragen an eine breite Expertengruppe. Die Antworten werden konsolidiert und wieder ausgesendet. Nach einigen (mindestens einer) Iterationen bekommt man dann zumindest mehr relevante Fragen und auch eine realistischere Einschätzung der Antworten. Mit der Delphi-Methode kommt man eher an das verstreute Wissen in den Köpfen heran und reduziert die impulsiven (Fehl-) Meinungen der zu sehr überzeugten, oft sogar fanatischen Fachleute.
Probleme fesseln uns und um kreative Lösungen zu finden, müssen wir uns in eine Situation bringen, die uns von diesen Fesseln frei macht, so dass wir alle, auch bisher noch nicht beachtete Lösungen finden können. Da helfen die Kreativitätstechniken.
Diese Problemlösungsmethoden sind großteils aus der Werbebranche gekommen, so das weitverbreitete Brainstorming. Hier wird durch Generieren von sehr vielen Ideen auch die letztendlich gewünschte zündende Idee gefunden. Damit es dazu kommen kann, muß jede Kritik am Anfang zurückgestellt werden.
Zu den häufigen Fehlern bei der praktischen Durchführung im Brainstorming gehört vor allem das doch immer wieder auftretende Kritisieren! Brainstorming will eben auch geübt sein. Richtig durchgeführt wird in einer kurzen Einleitungsphase die Problemstellung gegeben, dann wird 20- 30 Minuten gestormt und so aufgeschrieben, dass alle das Ergebnis stets sehen können. Besonders in der Anfangsphase sollen und dürfen die unsinnigsten Vorschläge gemacht werden. Je abstruser und exotischer um so besser.
In der Aufarbeitungsphase wird die Machbarkeit und Nützlichkeit der Vorschläge bewertet. Hier kann ein kleineres Team diese Arbeit machen.
Brain Picking (der Zugriff auf das Wissen anderer) schlägt vor mit seinem Problem jemanden anderen zu fragen oder sich durch eine fremdartige Antwort inspirieren zu lassen. Dazu gehört auch im Lexikon nachzuschlagen oder eine Stelle aus der Bibel zu lesen. Interessanterweise muß die Antwort gar nicht passen, aber sie wird inspirieren, die Lösung zu finden.
Mindstretch ist eine weitere Variante des Brainstormings. Ein Gedanke wird immer wieder weitergesponnen.
überlege wie sich die Welt verändern würde, wenn man nur mit Geld allein, ohne Gepäck, verreisen würde.
Mindsurprise nimmt eine lächerliche Idee ernst.
Why-Not anstelle ja aber. Einmal darf man alles ausprobieren.
Blödeln, spinnen lassen. Die Atmosphäre von Stammtischen, wo alle Probleme der Welt - mit etwas Bier - schnell gelöst sind.
Beliebt in der Industrie sind unvorstellbare Vorgaben, von denen jeder annimmt, dass sie nicht erreichbar sind. Man nennt sie Break-thrus (Durchbrüche). Eine der bekanntesten Vorgaben dieser Art war die Reise zum Mond. Dies fördert ein Denken, wo alles bisherige weggelassen werden muß, wo man ganz neu anfangen muß.
Break-thrus sind vor allem deshalb beliebt, weil das Ergebnis wirkliche Produktiviätsverbesserungen erwarten läßt. Man spricht dann von Quantensprüngen.
Wie kann man es noch schlechter machen ist eine beliebte Methode, auf Schwachstellen zu kommen, die man schon verdrängt oder mit denen man sich schon abgefunden hat. Und sie ist auch deshalb beliebt, weil man so richtig negativ vorgehen kann. Am Ende werden dann alle Ergebnisse umgedreht, und man hat neue Lösungsansätze gefunden.
Manche Menschen fördern sich gegenseitig ungemein in ihrer Kreativität. Man spricht dann von kreativen Superteams. Meist sind dies gegensätzliche, erfahrene Typen, die gut und mit Spaß miteinander kommunizieren können. Aber auch angstfreie und spielerische Umgebungen können viel zu einem kreativen Umfeld beitragen.
Viele Menschen haben gute Einfälle während sie unter der Dusche stehen oder auf dem Klo hocken! Oder während sie joggen oder im Halbschlaf dösen. Dies ist typisch für unser Problemlösungsverhalten, immer wenn die rechte Gehirnhälfte aktiver ist (z.B. auch im Sport), wird die linke frei, um die Probleme zu lösen.
Wenig Kreativität wird man in homogenen, mit Angst beladenen, abgeschlossenen Systemen vorfinden. Wer alles immer 100prozentig machen muß, wird kaum ein Risiko eingehen und immer die sicherste Lösung, das heißt die bestehende, wählen.
Die Kreativität kann man spielerisch weiterentwickeln und fördern. Sie ist nicht nur angeboren. Eine ganz einfache Methode ist die Förderung der rechten Gehirnhälfte (von Rechtshändern) durch Aktivieren der linken Hand. Also wechselt gelegentlich die Maus zur anderen Hand oder versucht beidhändig Federball zu spielen!
Oft glaubt man, nur die Jugend sei zu kreativen Lösungen fähig. Aber viele große änderungen wurden von erfahrenen älteren gemacht und umgesetzt, denn nicht immer ist nur Inspiration gefragt, vieles bedarf großes Wissen, gute Kontakte und Einsatz von viel Kapital. Und diese Vorbedingungen sind erst mit einem gewissen Alter gegeben.
Hier war bisher großteils von nicht psychischen Problemen und ihren Lösungen die Rede. Aber da ich sehr viel Post von Menschen mit Angst bekomme und diese mir auch gelegentlich mitteilen, was ihnen bei der Überwindung geholfen hat, füge ich die nachfolgende Liste an. Sie wird vielleicht manchem helfen, aber soll auf keinen Fall verhindern, bei schweren Problemen den Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen.
Hast du das schon probiert?
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2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
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