Alles was erhalten werden soll, muß sich verändern können. Denn was nicht mehr verändert werden kann, droht in einem sich stets verändernden Umfeld auszusterben. So müssen auch wir uns stets verändern können, um zu überleben. Das heißt wir müssen die Fähigkeit haben, uns anzupassen, wir müssen lernen können.
Was hast du
heute gelernt? |
Vielfach passiert das Lernen im komplexen Umfeld nach dem bewährten Konzept 'Versuch und Irrtum' (Trial and Error). Leider ist dieses Lernen auch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. So muß ich mich für den Mißerfolg einer Sache auch verantwortlich machen können, will ich daraus lernen. Viele Menschen aber schieben den Mißerfolg immer anderen zu. Der Preis dafür ist, dass sie dazu verdammt sind, immer dieselben Fehler zu machen, weil sie aus ihren Fehlern nicht lernen können.
Diese Schwierigkeit haben auch Unternehmen und Firmen. So ist oft der Erfolg in der Vergangenheit und die daraus resultierende Arroganz der Grundstein des Mißerfolges in der Zukunft.
Lernen bei Großen Schmerzen Die so gewonnenen Lernerfahrungen ("Nie wieder!") werden zwar kaum 'verlernt', aber sie können auch die Entwicklung behindern! |
Das Lernen mit Versuch und Irrtum scheitert aber auch, wenn der Versuch nicht wiederholbar ist oder die Wirkung des Versuchs so spät kommt, dass kein Bezug zur Ursache mehr herstellbar ist.
Optimal verläuft das Lernen, wenn einmalige Erfindungen in dauerhafte Erneuerungen umgesetzt werden können. Bei Organisationen heißt dies, dass vor allem die Kommunikation des einmaligen Erfolges so gut funktionieren muß, damit alle anderen hier nachziehen wollen. Schaffen dies selbst Organisationen, so spricht man von 'lernenden Systemen'. Leider sind lernende Systeme eher die Ausnahme, weil auch bei Organisationen eine gewisse Trägheit der Veränderung im Wege steht, nicht viel anders als bei einzelnen Menschen.
Lernen braucht Freiräume. Wer diese nicht hat und nicht flexibel sein darf, wird auch nichts lernen. |
Lernen wird man auch durch Lehren. Die häufige Wiederholung und immer wieder neue Versuche des Erklärens schaffen auch beim Lehrer Fortschritte in der Erkenntnis. (Gute Schüler und Studenten sollten sich deshalb um Tutorenstellen bemühen, denn damit bekommen sie neben Geld auch permanente, eigene Weiterbildung.)
Der Weg vom Lernen zur Bildung ist lang. Denn viele Erfahrungen sind notwendig und da sich die Welt rasch ändert, laufen wir dem Wissen oft hinterher. Dies wird uns unzufrieden machen. Darum sollen wir für unser Glück manche Bereiche ausklammern und uns trösten mit: "Das will ich nicht wissen". Und uns bei Bedarf dann den Experten anvertrauen oder das Internet befragen.
Oft ist ein Wettstreit, ein Konkurrenzkampf, die Hauptmotivation fürs Lernen. Diesen Wettstreit sollen vor allem Lehrer mit ihren Schülern eingehen. Nichts motiviert die Schüler mehr, als wenn sie eine Chance sehen, ihre Lehrer übertrumpfen zu können. So ist ein gutes Vorbild, dem es sich lohnt nachzustreben, immer noch die beste Lernhilfe.
Selbst in diesen Konkurrenzkämpfen sollte man auf Effektivität achten. Es genügt, ein bißchen besser als alle anderen zu sein, um zu gewinnen. Menschen, die immer gewinnen, verlieren damit auch manchmal. Wer immer gewinnt, macht sich soviel Feinde, dass der Wettkampf unlauter werden kann. Wer gelegentlich auch verliert, vor allem wenn der Schaden gering ist, erscheint menschlicher und hat doch die Nase vorn!
Es gewinnt auch nur, wer nachher nicht disqualifiziert wird oder ins Gefängnis kommt. Der Zweck heiligt eben nicht immer die Mittel. Besondere Gefahr droht vor allem denen, die sich abgesichert fühlen, weil sie naiverweise z.B. die Firma oder ihre Organisation hinter sich glauben. Aber schnell wenden sich alle anderen vom Gefährdeten ab und einsitzen müssen immer Individuen und nicht Institutionen. Wer also - für Firmenzwecke - unbekannte Risiken eingeht, sollte darauf achten, dass die 'Mittäter' nicht später ungestraft zu 'Zeugen' werden. Dies muß man durch geeignete Dokumentation sicherstellen.
2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
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