Wer nicht kooperiert, hat sich die falschen Filme angesehen. So hat dies einmal ein Student ausgedrückt. Unser Kooperationsverhalten ist eben extrem von erfolgreichen Vorbildern abhängig. Dabei ist weniger die 'offizielle' Ethik maßgebend, was man tun sollte, sondern das, was wirklich zum Erfolg führt, wird nachgeahmt.
Der Grundgedanke der Kooperation ist mehr zurück zubekommen, als ich investiere. So wird der Gesamtvorteil einer kooperativen Gruppe größer als die Summe der Einzelvorteile. Wer richtig kooperiert, überlebt - langfristig - besser.
Man spricht dabei vom Reziproken Altruismus. Ich denke an die anderen (bin Altruist), weil ich weiß, dass diese auch an mich denken werden (reziprok sind). Aber dies funktioniert nur, wenn sich alle an die Spielregeln halten. Denn werden die Spielregeln nicht eingehalten, dann investiere ich, aber bekomme nichts zurück!
Man hat viele Versuche und Simulationen durchgeführt, was optimale Kooperations- strategien sind, und das Ergebnis ist einfach und eigentlich allgemein bekannt. Es lautet: Wie du mir, so ich dir. Dabei nehme ich am Anfang an, mein Gegenüber meint es positiv mit mir, und zahle dann jeweils mit gleicher Münze zurück.
Wie du mir, so ich dir! Tit for Tat! |
Diese Strategie gilt allerdings nicht immer, sondern es müssen einige Bedingungen für diese Art von Kooperation gegeben sein:
Bei extrem verschiedenen Partnern wird es eher zu anderen Strategien kommen. Es wird dazu empfohlen, sich mit dem Klassiker der Kriegskunst, Sun-Tsu, auseinanderzusetzen. Dort wird man - allerdings in einem sehr martialischem Umfeld - viel Weisheit zu diesem Thema vorfinden.
Heute ist der Straßenverkehr ein gutes Lehrbeispiel für praktizierte oder mangelnde Kooperation. Man stelle sich die Frage, wer am schnellsten weiterkommt, welches Verhalten zum Beispiel Kolonnen entwickeln. Wo und weshalb der Gesetzgeber eingreifen muß. Warum amerikanische Autofahrer eher defensiv fahren. Gute Musterbeispiele für Kooperation bieten auch die Strassenradrennen, wie z.B. die Tour de France. Hier kann man in kurzer Zeit und mit fast perfekter Dokumentation viele Varianten und deren Vorteile oder Nachteile studieren.
Ich will gleich hier ein häufiges Missverständnis ausräumen. Kooperation wird oft auf 'Nachgeben', 'Kompromisse machen' reduziert. Damit tut man aber dem Wesen der Kooperation unrecht. Kooperation ist eher 'gegenseitiges Fördern', 'gemeinsam etwas sonst Unmögliches erreichen'. Genaueres darüber folgt in den nächsten Kapiteln.
2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
Vielen Dank, jede Bestellung über Amazon unterstützt die Praxilogie