Unser Leben verläuft in Zuständen sich ändernder Umgebung. Im Normalfall, d.h. es gibt keine Krisen, Revolutionen oder Katastrophen, wird es eine Folge von Gleichgewichten sein, zwischen Kräften und deren Reaktionen darauf.
Seit unserer Geburt sind wir mit unseren Erbanlagen und unserer Erziehung ein Ergebnis aller auf uns wirkenden Kräfte. Das Gleichgewicht ist geprägt von Kräften und Gegenkräften der Vergangenheit und Gegenwart, von Druck und Gegendruck.
Als Beispiel dieser Kräfte sind zu sehen: Zwänge, Gewohnheiten, Meinungen, Erfolge und Mißerfolge, Erfolgsdruck, Kontakte, Familie, Trends, Ziele, Projektionen in die Zukunft, Erziehung, Bildung, Erbe, Normen, Erfahrung, Verpflichtungen, Schulden, Verlobung, Heirat, Ehe, Interesse, Einfluß der Eltern, Versprechen, Umgebung, Wetter, Stimmung, Verkehrsverbindungen, Gesetze.
Jede persönliche Veränderung sollte eigentlich auf der Kenntnis der wirksamen Kräfte basieren und durch Veränderung dieser Kräfte einen neuen Zustand erreichen. Das heißt, im Normalfall entsteht ein neues Gleichgewicht.
Es lohnt sich einmal, die Struktur von Kräften und Gegenkräften genauer anzusehen. Wir dürfen uns dieses Kräftespiel nicht wie zwei Parteien beim Seilziehen vorstellen. Vielmehr sind es meist gekoppelte Kreisprozesse, die im Leben dieses Kräftespiel bewirken.
Eine Aktion hat ein Ergebnis, dieses Ergebnis bewirkt eine Gegenreaktion, die auch wieder auf das Ergebnis rückwirkt. Nach einiger Zeit des Anwachsens (Verstärkung) oder des Schrumpfens (Schwächung) stellt sich dann entweder ein mehr oder weniger stabiler Gleichgewichtszustand ein. Oder es ist auch möglich, dass Schwingungen zwischen zwei Extremen entstehen. (Schwingungen sind fast immer ein sicherer Hinweis auf die Existenz von Kräften und Gegenkräften). Jemand z.B. arbeitet viel (Aktion) und verdient viel Geld (Ergebnis). Dieser Reichtum erregt Neid (Gegenreaktion), der dazu führt, dass man dem Erfolgreichen das Leben so schwer macht, dass er nicht mehr soviel Geld verdienen kann (stabiles Endergebnis).
Diese gekoppelten Kreisprozesse sind intuitiv schwierig zu verstehen. Vor allem, wenn es Zeitverzögerungen gibt, was in der Praxis fast immer der Fall ist. Lediglich Menschen mit viel Erfahrung in der Regelungstechnik werden sich hierbei leichter tun.
In diesen gekoppelten Prozessen kann ich also ein Ergebnis auf zwei Arten erreichen, erstens durch die Aktion oder aber durch den Einfluß auf die Gegenreaktion. Jemand z.B. verdient sehr viel Geld (Aktion), ist aber klug genug, seinen Reichtum geheim zu halten (Understatement). So wirkt er nach außen so ärmlich (Ergebnis), dass alle Mitleid haben und ihm Aufträge zukommen lassen (Reaktion). Im Endergebnis wird sich immer mehr Reichtum ansammeln.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn nicht die ursprüngliche Aktion, sondern die hervorgerufene Reaktion das Endergebnis bestimmt. Es kann zu sogenannten 'Paradoxen Aktionen' kommen, nämlich dann, wenn genau das Gegenteil erreicht wird, von dem was man ursprünglich angestrebt hat. Wir werden beim Umgang mit der Komplexität mehr über dieses in der Praxis häufig auftretende Phänomen erfahren.
GUT GEMEINT oder GUT GEMACHT |
Für unser Lebensmanagement heißt dies alles, dass wir Ergebnisse entweder direkt erreichen können oder aber auch durch Reduzierung der Gegenkräfte.
Viele Menschen wollen allerdings gar nicht handeln. So nach dem Motto, es berührt mich nicht, kein Interesse, es bringt nichts, ich kann ohnehin nichts ändern. Oft werden sie dann aber von der Realität eingeholt. Anstelle, dass sie Spieler im Leben werden, müssen sie sich mit der Rolle des Balls abfinden!
2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
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