Für die meisten berufstätigen Menschen ist die Urlaubszeit primär die ersehnte Abwechslung von der Arbeitswelt. In ihm wird die Freiheit gesucht, die sonst in der Arbeitswelt fehlt. Vor allem wenn die Motivation bei der Arbeit nicht allzu groß ist, die Chefs inkompetent sind, wenig Sinn in der täglichen Beschäftigung gesehen wird, dann werden unverhältnismäßig viele Erwartungen und Ressourcen in den Urlaub gesteckt.
So entsteht häufig Raubbau. Der von der Arbeit erschöpfte Mensch läßt sich dann nahezu nahtlos im Urlaub weiter stressen, anstelle auf die notwendige Regeneration von Geist, Körper und Seele zu achten. In ganz jungen Jahren wird man diesen Raubbau noch leichter wegstecken, aber wenn man dem 30. Geburtstag entgegenstrebt, wird man vielleicht doch etwas über den Urlaub nachzudenken beginnen.
Dabei könnte man vor allem in Deutschland, mit fast 6 Wochen Urlaub für viele Menschen, wesentlich mehr mit dem Urlaub machen, als sich nur der Erholung hingeben. Ich denke hier an den Ausbau oder die Ergänzung wichtiger Lebensressourcen, zum Beispiel auch für Weiterbildung. Man kann den Urlaub zum Sprachenlernen, für Kochkurse, zum Nachholen des Führerscheins machen, sein Computerwissen aufpolieren, einen ausführlichen Erste-Hilfe-Kurs machen. Also nicht nur um Fähigkeiten der Hobbys weiter auszubauen, sondern auch Defizite des Berufswissens auszugleichen.
In späteren Jahren kann der Urlaub auch zur Vorbereitung für neue Lebensabschnitte, z.B. für den Ruhestand, einsetzen. Einige Tage sollte man sich immer reservieren, um problemlos Vorstellungsgespräche führen zu können.
Drei Tage habe ich mir immer für den Winter aufgehoben, um an den Tagen des ersten Schneefalls oder des Eisregens zu Hause bleiben zu können. Diese Vorsichtsmaßnahme habe ich aus den USA übernommen, sie führt dazu, dass wesentlich weniger Unfälle mit Blechschäden auf den Straßen passieren.
Wer will, kann sich auch drei sogenannte Unlusttage reservieren. Wenn einem alles in der Firma stinkt, bleibt man einfach weg, nimmt einen Unlusttag und macht sich einen schönen Tag. Auch dies hatte bei mir erstaunlich positive Effekte und kann ich nur zur Nachahmung empfehlen.
Es ist unklug, Urlaub oder Erholungsphasen ganz ausfallen zu lassen. Meist entsteht dabei doch größerer Schaden, der vielleicht nicht gleich sichtbar wird. Denn viele wählen dann statt Urlaub den Aufenthalt auf der Intensivstation. Auch wer total motiviert ist, wie zum Beispiel Selbständige in der Anfangsphase des eigenen Unternehmens, sollten auf gewisse Ruhephasen achten. Gerade sie kann ein Zwangsausstieg total aus der Bahn werfen. Meist ist ihr soziales Netz nicht gut genug, um eine längere Krankheit aufzufangen.
Wer älter wird, sollte über mehr Muße nachdenken. Man kann nicht immer das Tempo eines Dreißigjährigen unbeschadet durchhalten. Und ab 50 wird man dann zusätzlich zum Urlaub an Kuraufenthalte denken müssen. Wer bis 67 arbeiten muß, wird ohne Kuren kaum seine Leistungsfähigkeit erhalten können.
Die kostbarsten Urlaubsmitbringsel sind gute Gesundheit, Erholung, gute Laune und Zufriedenheit über das eigene Zuhause. Viel mehr sollte man auch nicht planen. Viele Schnäppchen erweisen sich in der Heimat als teurer und unnützer Tand und fristen ihr Dasein als Staubfänger bis zum nächsten Sperrmüll. Aber einiges wird das Leben doch bereichern. Ein gutes Rezept zum Beispiel, Ideen sein Leben zu verändern, typische Gewürze oder Musik, Samen von Pflanzen für den eigenen Garten (soweit gestattet) oder auch nützliche Bekanntschaften.
Wer an Betriebsferien gebunden ist, für den stellt sich diese Frage sowieso nicht. Viele Berufstätige aber können den Zeitpunkt wählen. Sehr erholsam ist eine Urlaubswoche im Winter. Egal, ob man sie nun im Schiurlaub oder auf Mallorca verbringt. Sie bringt einfach etwas Sonne in diese triste Jahreszeit und hilft auch einige Tage weniger auf den vereisten Straßen zubringen zu müssen.
Im Frühjahr kann man dann eventuell die Feiertage geschickt für Kurzurlaube mit einplanen. Diese Zeit eignet sich bestens für Wanderungen, zu Fuß oder mit dem Rad. Die sich entfaltende Natur wird gut für deine Seele sein.
Einmal pro Jahr sollte man mindestens drei Wochen am Stück Urlaub machen. Denn erst in der dritten Woche wird man sich richtig erholen, weil man erst dann genügend Abstand zur Arbeit gewonnen hat.
Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Urlaubsplanung ist, ob man gleichzeitig mit seinem Chef geht oder nicht. Man wird sich dabei überlegen müssen, wieviel man dann beim Arbeitsbeginn 'büßen' muß, dass man weg war. Sehr oft sind Vertretungsfragen für den Zeitpunkt entscheidend. Ich persönlich habe es besser gefunden, gleichzeitig mit dem Chef zu gehen, man hat dann ein bißchen die Vorteile, die Betriebsurlaube bringen, man muß weniger aufarbeiten.
Ebenso sollte man darauf achten, wenn Widersacher und Freunde Urlaub machen. Auch hier ist es klüger gleichzeitig mit seinen Feinden auf Urlaub zu gehen, so droht weniger Gefahr, dass man während der Abwesenheit abgesägt wird.
In vielen Firmen sind Urlaube früh, z.B. am Jahresbeginn, anzumelden. Als Berufsanfänger sollte man sich erkundigen, wie denn Urlaubsfragen administrativ geregelt sind, sonst kommt es leicht zu unangenehmen überraschungen.
Viele Urlaubsziele scheinen nur so gewählt zu sein, dass man mit ihnen angeben kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man sonst aus anderen Gründen jeweils 30 Stunden Flugreise auf sich nimmt und dann krank aus dem Urlaub zurückkommt. Viele Menschen haben auch erstaunlich wenig Informationen über ihr Urlaubsziel, die Hauptsache scheint zu sein, möglichst weit weg und alles anders. Kein Wunder, dass viele Deutsche dann mit lebenslangen Krankheiten (z.B. Malaria) einen hohen Preis für ungewöhnliche 4 Wochen zahlen müssen.
Aber auf keinen Fall sollte man nur zu Hause bleiben. Hier wird man doch zu leicht vom Alltag eingeholt. Wer schon aus familiären oder finanziellen Gründen zu Hause bleiben muß, sollte wenigstens am Anfang und am Ende des Urlaubs eine klare Zäsur setzen. Entweder mit einem Ausflug oder mit einer Kurzreise. So gewinnt man leichter Abstand.
Ältere Menschen oder Menschen mit chronischen Leiden, z.B. Allergien, sollten bei der Wahl des Urlaubsziels unbedingt den Arzt mit zu Rate ziehen. Sonst kann die sogenannte 'Schönste Zeit des Jahres' schnell zum Horror werden. Unbedingt zu empfehlen ist es, Flugängste zu überwinden, um damit das Flugzeug als Transportmittel mit in die Planung einbeziehen zu können. Das Flugzeug ist so sicher, dass es sich lohnt hier in Veränderungen zu investieren.
Es ist unwahrscheinlich, im Urlaub den Partner fürs Leben zu finden. Man wird zwar einige nette Leute kennenlernen, aber wer sicher gehen will, im Urlaub nette Gesellschaft zu haben, der muß sie sich mitnehmen.
Vermeiden sollte man, mit schon bekannt bösen oder negativen Menschen zu fahren. Hier hat man die Garantie für den Problemurlaub gleich mitgebucht. Da fährt man besser alleine. Wer in kleinen Gruppen fährt, hat es wahrscheinlich angenehmer, als wer alleine oder in Massengesellschaften fährt. Alte Erfahrung lehrt, dass bei mehr als 7 Menschen immer ein Spinner dabei ist.
Besonders kritisch sind Gruppenreisen zu Stresszeiten, wie Weihnachten oder Silvester. Hier fliehen viele vor den Alltagsproblemen, kommen aber dann auch im Urlaub nicht zurecht.
Einen schönen oder ungewöhnlichen Urlaub wird man gerne dokumentieren, um später die Erinnerung daran wecken zu können.
Aber man kann sich auch ein Lehrbuch über ein unbekanntes Fach mitnehmen und mit dem Erarbeiten des Stoffes das neue Umfeld assoziieren. Besonders wenn man viel Ruhe sucht, wird so eine Beschäftigung mit einem neuen Stoff, ohne Streß und mit viel Zeit große Befriedigung bringen. Wer gerne liest, sollte sich mit Lesestoff zu Hause eindecken. Mit den Book Readern ist das kein Aufwand mehr
Wer ein fremdes Land gut kennenlernen will, der kann auch eine konkrete, zielgerichtete Aufgabe versuchen. Du wirst überrascht sein, wieviel mehr du dabei über das Land lernst. Ein Beispiel könnte sein, ein Haus in der Fremde auszusuchen, um es eventuell zu kaufen, oder einen Ferienjob für jemanden zu suchen. Mit diese Aufgabe wird man gezwungen, Kontakte zu machen, die man sonst nicht suchen würde.
2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
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