Schon in der Jugend werden viele Entscheidungen getroffen, die im Alter erst richtig zum Tragen kommen. Umgekehrt ist die Lernfähigkeit und Flexibilität im Alter so viel geringer, dass die Jugendzeit genutzt werden muß, um sich auf das Alter vorzubereiten.
Wir verdrängen in unserer Gesellschaft (in der angeblich alles machbar ist) gerne das biologische Alter. 'Wir sind so jung, wie wir uns fühlen' redet man uns ein und verdient dabei gut. Tatsächlich aber tickt die biologische Uhr in uns und jeder, der sich z.B. einmal über Mongolismus informiert hat oder selbst von einem Herzinfarkt betroffen war, wird eher akzeptieren, dass wir uns mit den Alter verändern.
Manches wird besser (Erfahrung, Geduld, Kontakte, ev. Vermögen, das sich ansammelt), vieles wird schlechter (Sehvermögen, Leistungsfähigkeit), einiges werden wir mit Trainieren aufrecht erhalten können (geistige Fitness, Sexualität), aber insgesamt werden wir dem Alter nicht ausweichen können.
Und wer sich darauf einstellt und sich an die neuen Gegebenheiten jeweils anpasst, wird besser leben als die, die immer vergebens der Jugendzeit nachrennen. Je geringer die Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung ist, umso problemloser wird sich das Zusammenleben gestalten.
Niemand der jung ist, wird sich freiwillig ernsthaft mit dem Alter beschäftigen wollen. Aber einige Hinweise sollen dabei helfen.
Um auch im Alter Freude mit Hobbys zu haben, die eine gewisse Vorbildung erfordern, muß das Fundament dazu in der Jugend gelegt werden. So sollte man sich mindestens ein Hobby aufbauen, das man auch im Alter pflegen kann.
Golf spielen kann man fast bis zum Tode. Aber man wird nur Freude daran haben, wenn man es auch gut kann. So nutze die Jugend dazu.
Zu den Hobbys, die bis ins hohe Alter hinein Freude bringen und auch wenig kosten (wer alt ist, ist auch meist nicht betucht), gehören z.B. das Wandern, das Singen, das Schwimmen.
Zu den nützlichsten Fähigkeiten im Alter gehört das Musizieren. Wer musizieren kann, wird nie allein sein müssen und gute Musiker können mit ihrem Können auch noch dazu Geld verdienen.
Es lebt länger Wer arbeitet Wer einen festen Partner hat Wer alte Vorfahren hat Wer Geld hat Wer gebildet ist Wer Haustiere hat Wer aus dem Haus geht Wer sich selbst versorgen kann Wer einen Sinn in seinem Leben sieht |
Wer sich in seinem Leben nur einen gleichaltrigen Freundeskreis aufbaut, wird im Alter sicher alleine sein. Es ist daher absolut notwendig, Kontakte mit einem jüngeren Bekanntenkreis zu pflegen oder Umgang in einem Verein oder Klub zu haben, in dem Wechsel und Wachstum stattfinden.
Viele wichtige finanzielle Entscheidungen kommen erst im Alter zum Tragen. Oft rächt sich dann die alleinige Ausrichtung auf Argumente, die nur in der Jugend wichtig waren.
Die Wahl einer Krankenkasse, die du dir auch im Alter leisten kannst oder die Wahl der Altersversicherung gehören dazu. Beide werden deinen Lebensabend entscheidend positiv oder negativ beeinflussen.
Es ist realistisch anzunehmen, dass dein Einkommen ab 55 Jahren sich radikal verringern wird. Plane entsprechend deine Verpflichtungen bei Krediten und gegenüber deinen Kindern. In einer leistungsorientierten und sich schnell ändernden Welt werden auch immer mehr Akademiker ab 55 arbeitslos oder sie verlieren ihre Gesundheit und gehen dann - freiwillig oder gezwungen - in Frühpension. Sich rechtzeitig darauf einzustellen, kann dir große Unannehmlichkeiten ersparen.
Bisher hat in Deutschland der Generationenvertrag (arbeitende Erwachsene bezahlen die Renten) die Alterversorgung gesichtert. Es wird aufgrund der demographischen und wirtschaftlichen Realitäten immer wahrscheinlicher, dass dieser irgendwann nicht mehr finanzierbar wird. Deshalb muß sich die heutige Jugend schon früh selbst um die Altersfinanzierung kümmern. Den schönen Worten von gutversorgten Politikern (die die Folgen ihrer Politik gar nicht mehr erleben werden, weil sie alt sind) traue ich nicht, wenn es um mein eigenes, direktes Schicksal geht.
Deshalb wird ein finanzieller Nebenerwerb auch im fortgeschrittenen Alter in Zukunft immer wichtiger. Um damit etwas Geld zu verdienen, aber vielleicht auch, um die dann mehr vorhandene Zeit besser zu nutzen. Aber auch dies muß wahrscheinlich - etwa durch den Aufbau entsprechender Kontakte und Fähigkeiten - vorbereitet werden.
Viele Menschen denken ans Auswandern, z.B. in ein südliches Land, im Alter. Aber sprechen sie auch die fremde Sprache, kennen sie die vielen, ungeschriebenen Regeln, haben sie genügend Kontakte, um sich auch wohlzufühlen? Gibt es genügend Ärzte und Krankenhäuser dort? Welche Vorschriften und Gesetze (z.B. für die Steuer oder Immobilienerwerb) gibt es für sie? Die eigenen Landleute im Ausland sind oft schlechte Berater und gelegentlich sogar Betrüger. Wer sich nicht auskennt, wird leicht betrogen und hat geringe Chancen sich zu wehren. Wir schimpfen gerne über die Bürokratie in Deutschland und vergessen dabei ganz, dass diese in anderen Ländern noch wesentlich unangenehmer sein kann.
Man darf nie vergessen, dass zwar Deutsche als bezahlende Urlauber fast überall gerne gesehen sind, aber die Begeisterung über sie schnell abnimmt, wenn sie - ohne sich zu integrieren - die lokale Kultur zu dominieren beginnen oder gar, wenn sie im Ausland Geld verdienen, das auch die Einheimischen gut gebrauchen könnten.
Wer Auswandern will, muß den Urlaub in seiner aktiven Zeit zur Vorbereitung dazu nutzen, andernfalls wird er sehr unglücklich werden. Und man sollte sich wirklich fundiert informieren, ob man nicht doch eine Heimatbasis und Rückkehrmöglichkeit aufrechterhalten soll. Denn geschenkt bekommt man nirgendwo was und das soziale Netz ist in Deutschland vergleichsweise immer noch gut!
Wer sich eine Wohnung oder ein Haus auch für sein Alter plant, muß daran denken, dass die Immobilie seniorengerecht ist. Ansonsten wird sie kaum als Alterswohnsitz nutzbar sein!
Ich wundere mich immer wieder, mit wieviel Herzblut Häuser für die Ewigkeit gebaut werden, die schon bei einfachen Altersbeschwerden - wie Gelenksschmerzen - für die Bewohner nur noch sehr eingeschränkt brauchbar sind.
Auch wer das Alter verdrängt, spätestens mit 35 Jahren wird jeder gezwungen sein, sich damit auseinanderzusetzen. Besonders Frauen will ich dazu motivieren. Ist doch das Alter meist weiblich, einsam und oft am Existenzminimum!
Frauen leben länger - aber wovon? |
Weitere Hinweise aus der Sicht der Senioren finden sich auf www.seniorenfreundlich.de . Es mag auch für Junge interessant sein, sich dort zu informieren
2013
Dr. Otto Buchegger Tübingen
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